Donnerstag, 8. November 2012

Gruselgrusel

Etwas kam aus dem Hülloch Und im kühlen Dunkel des Hülloches unter dem Arneygebirge regt sich etwas, was schon längst vergessen ist. Man sieht fast nichts, hört aber schreckliche Laute, die mehr nach einem Tier als nach einem Menschen klingen. Aber jetzt schiebt der Mond die ihn verdeckenden Wolken bei die Seite und tränkt die Gegend in ein Licht, das nur schwach ist. Man kann es wohl gerade noch Licht nennen. Ein das die natürlichen Farben bedrängendes Licht von der Helligkeit einer viel zu billigen Energiesparlampe der ersten Generation, lässt den Blick auf die Gestalten zu. Es sind mehrere, aber man kann noch nicht genau sagen wie viele. Überall so Blut dran und fehlende Gliedmaßen umhaucht sie das Aroma der Verwesung. Dazu tragen sie so angegammelte Zipfelmützchen. „Öööööööööööh“, machen sie dabei. „Öööööööööööööh.“ Es sind Schanhollenzombies. Die Schanhollenzombies aus dem Hülloch. „Öööööööööh“. Das Mondlicht verschwindet wieder hinter der Wolke und es folgt eine kleine Lesepause. Ihre Bewegungen sind unnatürlich eckig, als sich die mehreren Schanhollenzombies, wie von einem unauffälligen Signal dirigiert in Richtung „Neue Mitte“ von Kierspe, bewegen. „Öööööh – Ööööööh“ Die Fußgängerampel am Wildenkuhlen überqueren sie einfach so bei ROT. Zum Glück sind zu so später Stunde, es geht auf 11 Uhr Abends zu, keine Schulkinder mehr unterwegs, die sich das Fehlverhalten der Untoten als Vorbild nähmen. Zum Glück. Wieder das Stöhnen: „Öööh, Ööööh“ Die Gruppe mäandert in Richtung des großen Kaufhauses REWE XL (früher PETZ). Jetzt sieht man, wie seelenlos diese Schanhollenzombies sind, nämlich fällt einer hin und haut sich voll die Zähne an der Bordsteinkante ab und keiner lacht. Normal ist sowas ja schon im ersten Moment witzig. Er steht aber dann auch wieder auf und folgt seinen Kollegen weiter, so als gäbe es ein Ziel, das erreicht werden muss. Hinter den Fenstern der Wohnhäuser sieht man nur Schatten und sich vorsichtig bewegende Gardinen. Wahrscheinlich sind da normale Leute, die sich das aus sicherer Entfernung angucken, selber aber nicht gesehen werden wollen. Einer ruft auch die Polizei an, aber die können nicht extra aus Meinerzhagen kommen, weil nur wenig Personal da ist und sie sich ja auch noch um andere Notfälle kümmern müssen, die gerade in Meinerzhagen passieren. Vielleicht ist es ja so, dass auf der ganzen Welt oder zumindest im Märkischen Kreis überall Zombies durch die Nacht wandern. Eine unheimliche Vorstellung. Nun passiert aber das Überraschende: Die Schanhollenzombies mit ihren angemoderten Zipfelmützchen bleiben stehen und scheinen zu überlegen. Dabei geht das ja gar nicht, denn bei Zombies funktiert das Gehirn nicht mehr im normalen Sinne, sondern nur noch die körperlichen Grundfunktionen und Triebe. Aber scheinbar ist der Antrieb, der die Schanhollenzwerge seinerzeit dazu bewegte aus dem Hülloch zu kommen und den Bauern bei ihren beschwerlichen Tätigkeiten zu helfen, im Rückenmark gespeichert. Man kann es daran erkennen, dass die Horrorgestalten beginnen, einfache Tätigkeiten auszuführen um den Menschen zu helfen. Einer schiebt die Einkaufswagen am REWE XL zusammen, ein anderer sammelt kaputte Wodkaflaschen und Eisteeverpackungen auf, die vor der Schuleingangstür an der Otto-Ruhe-Str. 13 liegen. Dabei sehen sie immer noch gruselig aus, machen „Ööööööh, ööööööööööh“ und beißen hin und wieder einen vorbeikommenden Passanten in die Kehle. Im Großen und Ganzen aber sind die Kiersper froh, dass die Schanhollen wieder da sind.